Viele Menschen denken, Feldenkrais habe mit Bewegung zu tun.
Und das stimmt.
Doch wer sich darauf einlässt, entdeckt bald: Die eigentliche Reise führt nach innen. Seine wesentliche Wirkung liegt im inneren Erleben und ist auf die innere Landschaftgerichtet, reich an Empfindung, Stille und feinen Nuancen.
Feldenkrais verändert nicht nur, wie wir uns bewegen. Es verändert, wie wir uns selbst begegnen.
Unser Leben ist Bewegung.
Ein Nicken. Ein leicht geneigter Kopf.
Ein Lächeln, ein Atemzug, ein Schritt, ein Zögern.
Das Gewicht, das sich verlagert, das Einfrieren in einem Moment der Anspannung, das Sich-Hineinlehnen in ein Gespräch, das Zurückweichen vor etwas Unangenehmem – all das sind Bewegungen. Ausdrucksformen unseres lebendigen Seins.
Wenn wir beginnen, Feldenkrais zu erforschen, begegnen wir oft einem vertrauten Begleiter: dem inneren Kritiker. Mach es richtig. Mach es besser. Diese Haltung zeigt sich im Körper: Bewegungen werden fest, hart, angestrengt.
Um uns anders zu bewegen, müssen wir jedoch zuerst aufhören, uns selbst zu verurteilen. Wir müssen unsere innere Ansprache verändern. Von Du bewegst deinen Arm nicht richtig! Mach es so! hin zu Was passiert, wenn du deinen Arm so bewegst?.
Diese beiden Herangehensweisen sind mit klar unterscheidbaren Empfindungen verbunden:
Die eine ist (schmerzhaft) verkrampft, die andere von sanfter Leichtigkeit geprägt – ein Beweis dafür, dass unsere innere Haltung direkt die Qualität unserer Bewegung beeinflusst.
Was mich am Feldenkrais am meisten berührt, ist die tiefe und zugleich einfache Erkenntnis: Wenn ich Urteile – und auch Vorurteile – loslasse, verändert sich mein Bewegen und dementsprechend mein Handeln.
Wenn die innere Spannung nachlässt, dürfen sich Atem und Reaktionen neu entfalten. Unsere Muskeln müssen nicht länger mit der anstrengenden Aufgabe beschäftigt sind, unsere gewohnte Haltung gegenüber der Welt aufrechtzuerhalten.
Aus dieser Erfahrung wachsen einfache Grundsätze:
Beurteile deine Erfahrung nicht.
Bleibe offen für alles, was auftaucht.
Habe Mitgefühl mit dir selbst, bevorzuge Leichtigkeit vor Anstrengung.
Erkunde deinen Prozess, anstatt krampfhaft ein Ziel zu erreichen.
Entdecke neue Möglichkeiten, statt alte Muster blind zu wiederholen.
Lade neue Verbindungen ein, statt dich auf alte Annahmen zu stützen.
Wir können dem leisen Flüstern unseres eigenen Lebendigseins zuhören, wenn wir ihm Raum geben, dann beginnt etwas zu schwingen. Und in diesem Moment wird Bewegung mehr als eine körperliche Geste.
Sie wird zu einem Gespräch mit dem Leben selbst.
Zu einer Einladung, wieder ganz da zu sein – egal, wann oder wo wir beginnen.
Food for thought!
Olivia
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