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Lernen ist Lebenskraft

 

In letzter Zeit habe ich an vielen Fortbildungen teilgenommen und viel dazugelernt. Das ist natürlich gut für mich und für meine Klient*innen, aber eigentlich möchte ich hiermit etwas anderes teilen: die unglaubliche Freude, Neues zu lernen, und das Bewusstsein, dass dieser Prozess nie endet. Auch wenn ich nicht mehr die Jüngste bin, steht die Neugierde und die Lust zu lernen im Mittelpunkt meines Lebens. Eine Tätigkeit zu haben, die fasziniert und bei der man weiß, dass man sie bis zum Ende praktizieren und verfeinern kann, ist wirklich enorm vitalisierend. Sie gibt buchstäblich Lebenskraft!

 

Meine Lehrer*innen sind noch einmal 15 Jahre oder älter als ich, und es ist so inspirierend zu sehen, wie leidenschaftlich sie ihr Wissen teilen. Yehudit aus Israel, David aus den USA, aber auch Beatriz aus Wittnau und Agnes aus Merzhausen.

 

Nichts ist schlimmer, als im dritten Lebensalter nichts mehr zu tun zu haben, nichts mehr zu teilen, und nichts mehr zu lernen. Das hast du sicherlich schon in deiner Familie oder Nachbarschaft miterlebt.

 

Ein Schüler erzählte mir vor kurzem von seinem Vater, der Ende 80 den Bezug zu seinem eigenen Körper und die Selbstwahrnehmung durch Verletzungen und Operationen etwas verloren hat. Er bekommt Physiotherapie, aber durch die Übungen stößt er nur an seine Grenzen. Mein Schüler hatte dann die Idee, die Übungen auf Feldenkraisische Art mit seinem Vater zu machen, das heißt, sie viel kleiner und langsamer durchzuführen. Sie machten die Übungen nicht, um zu stärken, sondern um zu spüren, sich selbst und die Beziehungen im Körper wahrzunehmen. Das war für beide eine wunderbare Lernerfahrung, lebensbejahend und hoffnungsgebend.

 

Ein Aspekt des Lernens ist das Konzept des "Anfängergeistes". Ich finde das ungemein hilfreich. Man sollte nicht denken, dass man bereits alles weiß oder alles wissen müsste. Man darf nicht-wissen, man darf ausprobieren und scheitern, denn man lernt ja. Ein Merkmal eines Meisters ist es zu erkennen, dass man nie ausgelernt hat.

 

Was lernst du derzeit Neues? Ist es bereichernd oder setzt es dich unter Druck? Wie stehst du dem Lernen, das oft mit Veränderungen einhergeht, gegenüber? Wie balancierst du zwischen Vertrautem und Ungewohntem in deinem Leben?

 

 

Food for thought,

Olivia

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Kommentare: 4
  • #1

    Alexandra (Donnerstag, 29 Februar 2024 13:17)

    Toller Beitrag, vielen Dank. Ich bin auch so glücklich darüber, dass ich einfach die Dinge lernen kann, die mein inneres Feuer noch mehr anzündet. Ich lese ein paar Feldenkrais-Bücher und versuche viel mehr in meinem Leben und meinem Körper zu lauschen. Mann, ist das schwer, aber so ist das eben und es ist mir eine Freude :-)

  • #2

    Olivia (Samstag, 02 März 2024 12:49)

    Danke für deine Rückmeldung, liebe Alexandra!

  • #3

    Lisa (Samstag, 16 März 2024 09:16)

    Liebe Olivia,
    ich bin auf deine Seite gestoßen, weil ich nach einer OP in der Physio auf eine Therapeutin getroffen bin, die nach Feldenkrais arbeitet, was mich sehr berührt. Ich bin auch nicht mehr jung und erlebe das Älter werden als einen schleichenden Verlust meines wunderbaren Körpers, der einst so kraftvoll war, beweglich, mutig, ausdauernd und sinnlich. Als junge Frau habe ich Feldenkrais kennengelernt und auch versucht, mein Kopf war sehr angetan davon, habe fast alle „sanften“ Methoden und Ansätze ausprobiert, aber irgendwann genug davon gehabt, zurück zu Ball, Tanz, Kajak, Ruderboot, und am Schluss, als nichts anderes mehr ging, aufs Mountainbike … jetzt im Moment geht „nur noch“ Feldenkrais, und ich hoffe, ich werde bleiben.
    Danke für deine Arbeit und dein Lernen, das du weitergibst.
    Lieben Gruß
    Lisa

  • #4

    Olivia (Sonntag, 17 März 2024 08:02)

    Danke für dein Teilen!
    Herzlich,
    Olivia